Zwei Jogger auf dem MEINRADWEG

Der MEINRADWEG ist als Fahrradweg konzipiert worden. Doch Emil Bürer aus Pfäfers SG und Beat Eichhorn aus Arth SZ haben vom 8.-12. August 2023 gezeigt, dass man den MEINRADWEG auch joggen kann – und das ebenfalls in 5 Tagen! Doch Achtung: Die beiden Jogging-Freunde haben eine ausgezeichnete Kondition, vor Nachahmung wird gewarnt… Dennoch ist ihr Bericht lesenswert und lädt ein, den MEINRADWEG auch zu Fuss zu erleben – vielleicht aber in etwas mehr Tagesetappen als die beiden Athleten. Hier also der Bericht, verfasst von Emil Bürer: 

Der MEINRADWEG ist als Fahrradweg konzipiert worden. Doch Emil Bürer aus Pfäfers SG und Beat Eichhorn aus Arth SZ haben vom 8.-12. August 2023 gezeigt, dass man den MEINRADWEG auch joggen kann – und das ebenfalls in 5 Tagen! Doch Achtung: Die beiden Jogging-Freunde haben eine ausgezeichnete Kondition, vor Nachahmung wird gewarnt… Dennoch ist ihr Bericht lesenswert und lädt ein, den MEINRADWEG auch zu Fuss zu erleben – vielleicht aber in etwas mehr Tagesetappen als die beiden Athleten. Hier also der Bericht, verfasst von Emil Bürer: 

Pater Philipp, der Initiator des MEINRADWEGS schreibt: «Die beste Werbung für den Meinradweg sind Velo-Pilgernde, die auf ihm unterwegs waren!» Wir zwei ü50-jährige, Beat und Emil, sind den Weg jedoch in fünf Etappen gejoggt. Das entspricht einem täglichen Durchschnitt von 55 km. Dabei haben wir keinen besonders religiösen Hintergrund, sondern versuchen im Alltag einfach, niemanden zu plagen. Jeder von uns beiden ist gegen seinen alten Angstgegner gelaufen, nämlich gegen sich selbst.

Dieser Bericht ist bewusst kurz gehalten, obwohl wir von zig Eindrücken berichten könnten. Das Ziel dieses Berichtleins soll lediglich sein, andere zu diesem (oder einem ähnlichen Lauf) zu Fuss zu ermutigen.

1. Tag / Startetappe → 23 km von Rottenburg am Neckar D bis St. Luzen, Hechingen D

Anreise mit dem Zug nach Rottenburg am Neckar D. Wir joggen die 2.3 km zur Sülchenkirche, wo wir den Lauf definitiv starten wollen. Wir besichtigen kurz die Stätte, knipsen Fotos und laufen los. In unserem Kopf läuft ein «fiktiver Film»: Meinrad, noch unheilig, nimmt den Stab und stiehlt sich aus der Stadt. Er hat quasi die Tochter des regierenden Bürgermeisters geküsst oder einen Backfisch gestohlen (vielleicht war es auch umgekehrt… Bürgermeister entführt… Backfisch geküsst… sei’s drum). Etwas hat Kevin-Oliver (so hiess Meinrad früher – stellen wir uns zumindest vor) offenbar zum Aufbruch bewegt. Wir laufen zum «Pilgerhaus» nach St. Luzen. Es läuft zäh. Wir sind noch in unserem Alltag gefangen. Wir wissen aber, dass sich der Laufmodus früher oder später einstellen wird.

2. Tag / 2. Etappe → 65 km von St. Luzen, Hechingen D bis zum Kloster Beuron D

Meter sind uns nicht wichtig. Was zählt ist das gemeinsame Beisammensein, den Freund und den eigenen Körper spüren, Wind, Sonne, Regen (?), Plappern, Schweigen, Kaffeepause da, Hochgefühle, Kaffeepause dort, durchbeissen, Fleischkäse in der Semmel, Menschen und so weiter und so fort. Nicht ankommen ist immer eine Option. Daran denken wir aber gar nicht. Merke: Wir haben den Bürgermeister entführt oder Schlimmeres. Man kommt durch bzw. in Beuron an. Gewaltig erhaben, das altehrwürdige Kloster, als es nach Stunden vor uns auftaucht. Wir haben unseren Laufrhythmus gefunden. Die Waden sind schwer, die Augen glücklich. Jeder bei sich und beide beieinander. Fantastische Gastfreundschaft der Benediktiner. Fantastische Gemäuer und Natur. Kevin O. hat seinerzeit in der Astgabel einer Eiche übernachten müssen, da kein Kloster an dieser Stelle stand bzw. erst später von den ihm Nachfolgenden gebaut wurde. Es hat damals wie aus Kübeln gegossen. Bei uns war herrliches Sommerwetter.

3. Tag / 3. Etappe → 70 km vom Kloster Beuron D bis auf die Insel Reichenau D

Wir haben den Wecker auf 4.15 Uhr gestellt. Um 5 Uhr nehmen wir an der Laudes der Patres in der Klosterkirche teil. Im Namen der Rose. Wir sind Sean Connery und fühlen uns daher stark und schlau. Danach «werfen» wir im Esssaal das Lunchpaket ein, das man uns schon am Vorabend freundlicherweise gerüstet hat. Ohne Kaffee geht gar nix. Laufen hernach raus in die kühle Morgendämmerung. Nebelbänke an der jungen Donau. KO muss einige Wochen hier verbracht haben. Seine Schlummermutter habe ihm beim Abschied nachgerufen: «Mein Rad, nimm doch mein Fahrrad. So musst du nicht laufen.» Der Name Meinrad war geboren. Der Weg wird heiss, zum Glück laufen wir immer wieder unter dem schattigen Blätterdach des Walds. Wir müssen in Kreuzlingen TG übernachten, da die Reichenau schon seit Monaten ausgebucht war. Die Unterkünfte hat Beat Monate im Voraus angeschrieben und gebucht. Wir fühlen jeden Muskel und alle Knochen – gar nicht mehr stark und schlau.

4. Tag / 4. Etappe → 61 km von der Insel Reichenau D bis zum Kloster Fischingen TG

Wir sind müde und fühlen uns kaputt, sind aber guten Mutes. Wir könnten es schaffen, Bratwurst-Ständen und Fastfoodketten sei Dank. Mein-Rad hatte es wohl ungleich schwerer mit der Verpflegung. Das Bier in seinem Magen muss während des Wegs geschüttelt und gerüttelt haben, dass es eine Plage war. Das Kloster Fischingen wird aktuell nur noch von 3 Klosterbrüdern bewohnt. Heute ist es eine Art Seminarhotel – weltlich zwar, doch immer noch beseelt vom benediktinischen Geist.

5. Tag / Schlussetappe → 58 km vom Kloster Fischingen TG zum Kloster Einsiedeln SZ

Wir schleppen uns dahin. Manchmal wie in Trance. Eigentlich in Trance. Kilometer später erscheint der Etzelpass. Es regnet zum ersten Mal. Wir kehren im Gasthaus Etzel ein. Freundliche, frische Menschen bedienen uns. Ob sie etwas ahnen? Von uns? Von Meinrads Fluch und Flucht? Von seinem langen Weg und dem monatelangen Suchen? Wohl kaum. Jeder lebt in seinem Leben. Wir erreichen am Nachmittag zusammen mit Meinrad Einsiedeln – Tränen vor den Augen. Wo bauen wir unsere Klause im Wald? Ah, stimmt, es sind ja Jahrhunderte vergangen! Für Meinrad begann die Arbeit jetzt erst recht! Wir haben die selbstgewählte Bürde jedenfalls hier abgelegt und sind mit uns im Reinen (so rein es eben geht). Meinrad war es auch – meinen wir. Hier beginnt er sein neues Leben und handelte fortan an seinen Mitmenschen heilig. Bezüglich den Raben machen wir uns heute keine Gedanken mehr.

Melden Sie sich ungeniert, lieber Leser, wenn Sie Fragen haben. Vielleicht haben wir einige Antworten.

Den Kontakt zu Emil Bürer und Beat Eichhorn vermittelt gerne das MEINRADWEG-Sekretariat: meinradweg[at]kloster-einsiedeln.ch

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